Was sind Sketchnotes?

“Sketchnotes sind visuelle Notizen” lautet meistens die Erklärung auf die Frage, was Sketchnotes eigentlich sind. Aber was heißt das denn nun genau? Sketchnotes oder auch Sketchnoting kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie sketch = Skizze und notes = Notizen. Also skizzierte Notizen. 

Korrekter wäre eigentlich: “Sketch and Notes” – also Skizzen und Notizen. Denn genau das sind Sketchnotes eigentlich. Sketchnotes sind nämlich Mitschriften jeglicher Art, die aus einer Kombination von Bild und Text bestehen, also in jedem Fall auch visuell sind. Bilder können dabei Symbole oder Figuren sein, der Text ist meist sehr kurz, prägnant, oft in Stichpunkten. Durch diese Kombination von Bildern, Symbolen, Figuren und Texten lassen sich komplexe Inhalte vereinfachen und auf dem Punkt bringen. Das Visualisieren macht den Unterschied zu einfachen Mitschriften und die Visualisierung ist auch das, was die Notizen einprägsamer und eindeutiger macht.

Warum Sketchnotes?

Auf die Frage nach dem: “Warum Sketchnotes” gibt es mehrere Antworten. Erstens bringen Sketchnotes das Wesentliche auf den Punkt. Denn um eine Aussage über ein Bild zu abstrahieren, muss der Kern der Aussage herausgeschält werden. Rein textliche Mitschriften paraphrasieren oft nur, ohne sich rein auf das Wichtigste zu fokussieren. Wer also gute Sketchnotes zeichnen will, der muss fähig sein, komplexe Informationen auf das Wesentliche einzudampfen.

Zweitens fällt es unserem Gedächtnis deutlich einfacher, sich Bilder anstatt des reinen Textes oder des gesprochenen Wortes zu merken. Denn Bilder enthalten eine große Menge an Informationen, die das Gehirn ganzheitlich erfassen und abspeichern kann. Bilder sind daher also auch viel einfacher wieder abrufbar. Ein klarer Tipp aus der Gedächtnisforschung lautet daher: Informationen, die man sich merken möchte, sollte man am besten als Bild abspeichern – das gilt sogar auch für Zahlen. 

Was ein Warzenschwein mit Sketchnotes zu tun hat

Sketchnotes und das Sketchnoting sind aber auch noch aus einem dritten Grund so eindrücklich: Denn vereinfachte Zeichnungen begleiten die Menschheit schon seit Jahrtausenden. Erst im Januar 2021 ist die bislang älteste Höhlenmalerei der Welt auf der indonesischen Insel Sulawesi entdeckt worden. Und zwar ist es eine Abbildung eines so genannten Sulawesi-Warzenschweins. Die Forscher gehen davon aus, dass die Zeichnung ca. 45.500 Jahre alt ist.

Auch für den einzelnen Menschen sind Sketchnotes eine bekannte Ausdrucksform, schon von frühester Kindheit an. Denn wir alle haben als Kleinkind mit reinem Gekritzel angefangen, das sich dann zu Strichmännchen entwickelt hat und erst später (bei einzelnen – bei mir zum Beispiel nicht) zu einer künstlerischen Darstellung ausgeweitet.  Genau hier liegt auch der Trugschluss mancher Betrachter, die Sketchnotes aufgrund der Strichmännchen mit Zeichnungen für Kinder verwechseln. Doch Sketchnotes und Sketchnoting sind für jedermann/frau geeignet. Beruflich und privat.

Wofür sind Sketchnotes im beruflichen Kontext einsetzbar?

  • Aufzeichnungen von Gesprächen, Vorträgen oder Meetings
  • Visuelle Unterstützung von Präsentationen
  • Darstellung von Produktentwicklungen und -vorstellungen
  • Gebrauchsanweisungen
  • Darstellung von Workflows, Abläufen, Prozesse 
  • Dokumentationen

Auch privat sind Sketchnotes bestens einsetzbar:

  • Jegliche Art von Karten (Einladungen, Geburtstagskarten …)

  • Erfahrungsberichte (Tagebuch, Reisen)

  • Eigene Kalender

  • Bullet-Journals

  • Rezepte

  • Festhalten von Momenten/Gedanken/Ideen

Oft kommt die Frage auf: Wie zeichne ich eigentlich Sketchnotes? Die Antwort ist ganz einfach: einige einfache Formen reichen aus, um das Wesentliche darzustellen. Für Sketchnotes ist also keinerlei künstlerisches Talent notwendig. Diese einfachen Formen werden auch als das visuelle Alphabet bezeichnet. Das einfache visuelle Alphabet besteht aus nur fünf Formen:

  • Quadrat

  • Kreis

  • Dreieck

  • Punkt

  • Linie + geschwungene Linie

Visuelles_Alphabet_1a.jpg

Aus diesem visuellen Alphabet lassen sich sozusagen visuelle Wörter in unterschiedlicher Komplexität erstellen, sogar ganze visuelle Sätze sind möglich. Ein Beispiel: Ein Quadrat mit einem darauf aufgesetzten Dreieck ergeben zusammen ein Haus. Mit weiteren Elementen aus dem Alphabet kann das Haus Stück für Stück komplexer werden. Setzt man vor, neben und hinter das Haus noch weitere Elemente aus dem visuellen Alphabet, dann wird das Haus in einen Kontext eingeordnet, es entsteht also sozusagen ein visueller Satz.

Ein ganz wichtiger Grundsatz bei Sketchnotes ist, dass die Zeichnung nicht perfekt sein muss. Sketchnotes sind keine Kunst im klassischen Sinne, kein Picasso und schon gar nicht naturalistisch. Bei Sketchnotes steht die Botschaft im Zentrum, die Idee und die Aussage. Simone Abelmann mit ihrer Funnysketchnotes World postuliert genau das: Unperfekt ist perfekt. Genau dieser Ansatz macht es für wirklich jeden Menschen möglich, seine Notizen mit kleinen Skizzen zu unterstützen. Und genau der Ansatz hat mich zu Sketchnotes gebracht.

Visuelle Bibliothek anlegen

Je mehr man selbst zeichnet, je mehr Übung man mit dem Sketchnoting bekommt, desto größer wird der eigene visuelle Fundus, die eigene visuelle Bibliothek. Ich z.B. habe mir für einen Sketchnotes-Auftrag, bei dem ich immer bestimmte Symbole und eine Figur immer wieder neu einsetze, eine kleine Symbol-Bibliothek in Procreate angelegt. Über die Funktion “kopieren” kann ich aus dieser Bibliothek wiederkehrende Symbole dann ganz einfach wiederverwenden.

Wer mit Stift und Papier zeichnet, kann das selbstverständlich ähnlich machen. Dafür einfach ein kleines Sketchbook anlegen und Seite für Seite einzelnen Symbole anlegen. Beide Varianten haben den Vorteil, dass man gerade bei schnellen Mitschriften die wichtigsten Symbole (Glühbirne, Stift, Megafon, Papier, Laptop …)  

Ein eigener Symbol-Katalog ist grade für schnelle Mitschriften hilfreich. Denn hat man ein Symbol schon mal gezeichnet, dann muss man nicht lange nachdenken, sondern kann es ganz einfach und schnell aus dem Gedächtnis wieder abrufen. Noch besser natürlich, wenn man das Symbol schon mehrfach verwendet und die Zeichnung immer wieder wiederholt hat. Denn unser Gehirn liebt ja bekanntermaßen Wiederholungen.  

Womit erstellt man Sketchnotes? 

Ich arbeite zu 99% mit meinem Tablet, ein rebrushed iPad Pro, Version 2017 natürlich mit dem dazugehörigen Apple Pencil der 2. Generation. Mein Lieblingsprogramm ist Procreate, weil es so unglaublich viele Möglichkeiten bietet. Ich habe auch noch Adobe Draw auf dem Tablet. Allerdings hat das den Nachteil, dass das Programm von Adobe nicht mehr weiterentwickelt wird und damit auch keinen Support mehr erhält. Benutzbar ist es weiterhin. Im Gegensatz zu Procreate ist Adobe Draw Vektor basiert und damit können beispielsweise die Größen der Zeichenflächen nachträglich problemlos abgepasst werden. Der große Nachteil ist, dass die Anzahl an Stiften bzw. Pinseln extrem viel geringer ist.

Angefangen habe ich natürlich ganz analog Stift, Papier und Sketchbook – das habe ich natürlich auch heute noch zuhause liegen. Wenn ich mal eine Geburtstagskarte sketche oder eine Mitschrift in einem Buch verschönern will, dann greife ich auch wieder zu meinen Stiften. Seit ich mein Tablet habe, nutze ich die analoge Variante aber ehrlich gesagt kaum noch. Was ich hingegen häufiger mal benutze sind Flipcharts und die dann immer mit den Stiften von Neuland. Die sind einfach unschlagbar gut.

Was sind Sketchnotes für mich?

Für mich sind Sketchnotes aber deutlich mehr als skizzierte Notizen. Für mich sind Sketchnotes auch bewusste, reduzierte Illustrationen. Sketchnotes sind für mich eine Möglichkeit, jegliche Art von Inhalten zu visualisieren. Ein großer Vorteil von Sketchnotes: Sie werden immer noch recht selten eingesetzt, so dass Sketchnotes auch immer ein Eye-Catcher sind. Außerdem emotionalisieren Sketchnotes einen Inhalt, machen ihn dadurch zugänglicher und freundlicher (wenn gewollt).

Sketchnotes sind für mich außerdem eine unglaubliche Bereicherung. Sie sind Entspannung, kreativer Ausgleich und Ansporn zugleich. Die Möglichkeiten von Sketchnotes sind riesig und sie machen einfach Spaß.

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